Alchemilla vulgaris - Familie der Rosengewäche
Taubecherl, Muttergottesmantel, Liebfrauenmantel, Milchkraut, Alchemistenkraut sind einige alte Namen für den Frauenmantel. Er war immer der "Kraft- und Schutzmantel" der Frauen. Durch seine gefältelten Blätter erinnert er an einen Mantel oder Umhang.
Wie alle Rosengewächse ist auch der Frauenmantel den Fruchtbarkeits- und Muttergöttinnen Venus, Aphrodite, Freya oder Frigga zugeordnet. Den Göttinnen der Liebe, Schönheit und Sinnlichkeit, dem Inbegriff der Lebenslust.
Der Name "Frauenmantel" deutet darauf hin, dass diese Pflanze uns Frauen fast unser ganzes Leben lang begleitet. Bei den Alchemisten war vorallem ihr Guttationsstropfen sehr begehrt, den wir in der Blattmitte finden können. Mit Hilfe dieses "Himmelswassers" versuchten sie den "Stein der Weisen" herzustellen.
Das Himmelswasser entsteht, weil Wasser über die Wurzeln bis zu den Blättern transportiert und dort über spezielle Drüsenzellen wieder ausgeschieden wird. So werden die Blätter mit Nährstoffen und pflanzlichen Säften versorgt - eine pflanzeneigene Destillerie!
Noch eine Besonderheit ist, dass sich der Frauenmantel selbst befruchtet. Die Blüten werden nicht bestäubt, trotzdem bilden sich Samen. Aus der Mutterpflanze entstehen Töchterpflanzen - eine Jungfernzeugung!
Bereits im Mittelalter und später in der Volksheilkunde wurde der Frauenmantel als Heilkraut eingesetzt.
Himmelstau bei Sonnenaufgang gesammelt sollte für immerwährende Schönheit und lange Fruchtbarkeitheit sorgen. Es wurde zur Blutstillung verwendet, bei Brüchen und äußeren Wunden.
Aber schon damals war er besonders als Frauenheilmittel geschätzt und bei Kinderwunsch, Schwangeren, Wöchnerinnen und Frauenbeschwerden aller Art als Auflage, Tee oder Badezusatz angewandt.
Waschnungen und Auflagen mit Frauenmantelwasser sollten weiche Brüste wieder straffen, so hieß es.
Ein anderer Tipp lautete: morgens mit bloßen Füßen Frauenmantel suchen und das Himmelstau schlürfen - das sollte bei Kinderwunsch hilfreich sein.
Tatsächlich enthält Frauenmantel u.a. Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide und Phytohormone.
Die Gerbstoffe wirken blutstillend und entzündungshemmend. Sie dienen der Pflanze als Schutz gegen Fäulnis und Schädlinge. Durch ihre Eiweiß-bindende und zusammenziehende, verdichtende Eigenschaften finden Keime weniger "Nahrung", dadurch wird ihr Wachstum gehemmt. Frauenmantel hilft im Tee bei Magen-Darm-Problemen, Halsschmerzen oder äußerlich, z.B. als Badezusatz oder Auflage bei entzündlichen Hautzuständen. Gerbstoffe wirken lokal schmerzstillend.
Bitterstoffe kurbeln die Verdauung an.
Seine Phytohormone sind unserem Progesteron ähnlich. Frauenmantel wirkt sanft hormonell ausgleichend bei einem unregelmäßigem Zyklus, Gelbkörper (Progesteron)schwäche, PMS und Wechseljahresbeschwerden.
Nach der Geburt kräftigt er das Bindegewebe, stärkt die Bänder der Gebärmutter und unterstützt den zügigen Verschluss der Gebärmutterschleimhaut.
Auch während der Wechseljahre hilft uns seine hormonell ausgleichende, progesteronartige Wirkung.
Rezepte
Frauenmantel-Sitzbad
5 Esslöffel Frauenmantelkraut getrocknet mit 2 Litern kochendem Wasser übergießen und ca. 10 Minunten zugedeckt ziehen lassen. In eine Sitzbadewanne geben und mit Wasser nachgießen, bis die Temperatur angenehm ist. 20 Minuten darin baden, nicht trocken reiben, vorsichtig mit einem Tuch trocken tupfen.
Bei Ausfluss - (nach ärztlicher Abklärung) pur oder gemischt mit Taubnesseln.
Bei Ausfluss auch auf warme Füße achten, das Becken ebenfalls warm halten.
Frauenmantelzucker nach Culpeper
1 Teil Frauenmantel frisch
1 Teil Zucker (brauner, weißer oder Milchzucker)
im Mörser gut verreiben.
Die Masse auf einem Pergamentpapier über Nacht trocknen lassen und am nächsten Tag fein verreiben.
In ein Glas abfüllen und lichtgeschützt aufbewahren.
Haltbarkeit ca. 1 Jahr
Culpeper empfahl 3x täglich eine haselnussgroße (ca. einen Teelöffel) Menge bei Menstruationsbeschwerden und Wechseljahrsbeschwerden
Frauenmantel-Tinktur
20g getrocknetes oder 40g frisches Frauenmantelkraut zerkleinern, in ein verschließbares Glas geben und mit 100ml Korn oder Wodka übergießen. Diese Mischung ca. 2 Wochen lichtgeschützt ausziehen lassen. Immer wieder schütteln. Abseihen und in ein dunkles Gefäß/Flasche abfüllen.
Wenn es schnell gehen soll, dann wird die o.g. Menge des Frauenmantels mit etwas Alkohol im Mörser oder in der Gewürzmühle 15 Minuten lang zerrieben. Diese Mischung mit dem restlichen Alkohol auffüllen und noch weitere 30 Minuten ziehen lassen, abseihen, gut ausdrücken und in ein dunkles Gefäß geben.
Die Tinktur ist mindestens 1 Jahr haltbar.
Die Tinktur ist äußerlich mit Wasser verdünnt hilfreich bei Halsschmerzen zum Gurgeln, pur um kleine Verletzungen oder Pickel zu betupfen.
Innerlich mit Wasser verdünnt bei Durchfall, leichten Magenproblemen, verschiedenen Frauenbeschwerden.
Die beschriebenen Heilwirkungen von Heilpflanzen und deren Anwendung haben ausschließlich informativen Charakter.
Ich übernehme keine Garantie und Haftung für die genannten Anwendungsmöglichkeiten.
Ich empfehle hinsichtlich eigener Anwendung ausdrücklich Rücksprache mit einem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker.
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